Freitag, 15. August 2014

Noah





„Es wird Vernichtung geben. Es wird Leid geben, aber unsere Familie wurde für etwas Großes auserwählt. Wir wurden auserwählt die unschuldigen zu retten.“ (Noah)



Eva und Adam haben das Paradies verraten und wurden von Gott verbannt. Nachdem Kain Abel aus Eifersucht erschlagen hat, überzieht die Sündhaftigkeit die Erde. Gott ist zornig und will mit einer gigantischen Sintflut das Leben auf der Erde auslöschen. Noah lebt mit Frau und drei Söhnen im Einklang mit der Natur und den Geboten seines Schöpfers.  Nachts wird Noah jedoch von Visionen heimgesucht. Der Schöpfer redet durch seine Träume mit Noah und kündigt ihm die Sintflut an. Er wird damit beauftragt eine Arche zu bauen. Auf der Arche soll das Leben der Menschheit und der Tierwelt gesichert werden, indem er von den Tieren jeweils zwei Exemplare an Bord bringen soll. Gemeinsam mit seiner Frau Naameh (Jennifer Connelly), seinen Söhnen Shem (Douglas Booth), Ham (Logan Lerman) und Japheth (Leo McHugh Carroll) sowie seiner Adoptivtochter Ila (Emma Watson) baut Noah eine gewaltige Arche auf der von jeder Tierart ein Männchen und ein Weibchen Platz finden sollen. Bei den Bau der Arche wird er von den „Watchern“ unterstützt. Es sind riesige Steinwesen, die wie Adam und Eva aus dem Paradies verbannt wurden. Es droht allerdings Gefahr durch andere Menschen.  König Tubal Cain (Ray Winstone) und seine sündigen Mitstreiter wollen sich auch an Bord in Sicherheit bringen. Zwar gelingt es Noah mit Hilfe riesenhafter Wächtern aus Stein zunächst, die feindliche Armee zum Abzug zu bewegen. Als dann der todbringende Regen niedergeht, lässt sich die gewaltige Schlacht um die Arche nicht länger verhindern. Unter wachsendem Druck setzen Noah und die Seinen alles daran den göttlichen Auftrag zu Ende zu bringen.

Der Regisseur von „Black Swan“ und „Requiem for a Dream“ erzählt in seinem neuen Film die Geschichte der Arche Noah. Darren Aronofsky hat nicht einfach nur die Bibelseiten plump abgearbeitet, sondern entwickelte eine eigene Vision und rückt den Mann hinter dem Mythos in den Mittelpunkt. Er hat die Geschichte von der Arche Noah um die „Watcher“ erweitert. Die gefallenen Engel in Steinmonster-Gestalt werden sehr gut in den Handlungsverlauf des biblischen Kontexts eingearbeitet. Gleichzeitig verzichtet Aronofsky darauf, im Film ständig von Gott zu sprechen, geht es doch mehr um die Schöpfungskraft und den Schöpfer selbst. Wie dies vom Zuschauer interpretiert wird, liegt ganz in dessen Ermessen. Eine clevere Entscheidung! Die  Filmemacher beschäftigen sich aber auch mit Fragen,  die in der heiligen Schrift nicht beantwortet werden: Wie kommt Noah zum Beispiel mit der Last zurecht, nur seine Familie retten zu dürfen, während der Rest der Menschheit jämmerlich verreckt? Der Regisseur setzt sich damit von der „reinen Lehre“ ab. Die Handlung von „Noah“  lässt sich grob in zwei Teile unterteilen. Zu Beginn werden epische Aufnahmen der isländischen Natur gezeigt und Noah wird sich seines Schicksals bewusst. Auf seiner Reise trifft er auf die märchenhaften Steinriesen und beginnt dem Bau der Arche Noah. Es werden psychedelische Visionen und eine große Portion Action gezeigt. In diesem Teil gelingt es Aronofsky die Kraft der biblische Geschichte in eine monumentale Bildgewalt zu übersetzten. Im zweiten Teil, nachdem die Wassermassen gefallen sind, verwandelt sich das Werk in ein Familiendrama. Der Teil beschäftigt sich mit der Frage, wie Noah mit der ihm aufgebürdeten Last zu Recht kommt. Noah wird in diesem letzten Drittel zum Zauderer und Zweifler. Er droht den Glauben an sich selbst und seine Familie  zu verlieren. Dies mag zwar so nicht im Buch der Bücher stehen, aber Aronofskys Entwurf ist psychologisch, dramaturgisch und auch spirituell stimmig. Russel Crowe dominiert den Film mit derselben unnachahmlich-unantastbaren Anführer-Ausstrahlung, die ihn auch schon in „Gladiator“ und „Master and Commander“ ausgezeichnet hat. Neben Crowe darf auch einmal mehr Jennifer Connelly in einem größeren Film brillieren. Sie stellt vor allem im späteren Verlauf einen sehr guten Gegenpart zu Russel Crowe dar. Emma Watson Rolle wurde vor allem im entscheidenden Schlussdrittel sehr gut in Szene gesetzt. Sie meistert einige emotional extrem fordernde Szenen großartig. Der Gegenspieler wurde mit Ray Winstone besetzt und spielt Noahs Gegner  wunderbar fies. Er ist in jeder seiner Szenen präsent. Nicht unerwähnt soll auch Logan Lerman bleiben, der abseits der Percy Jackson Filme hier auch schauspielerisch überzeugen darf. Den Machern ist ein bildgewaltiger Film gelungen, jedoch wurde die CGI Technik nicht gut eingesetzt. Man erkennt die Animationen oftmals sehr schnell und dadurch wirken sie nicht überzeugend. Auch inszenatorisch sind einige Fehler aufgetreten. So kam Noahs Umdenken doch sehr plötzlich. Es hätten weitere Szenen  folgen müssen in denen er  mit sich selbst und seiner Menschlichkeit ringt.


Wer der Erzählung aufgeschlossen gegenübersteht, bekommt einen vielschichtigen Film mit einem grandiosen Soundtrack präsentiert. Aronofsky, auch Co-Autor des Drehbuchs, machte aus dem Stoff ein Action-Epos, wie es spannender, moderner und mitreißender nicht sein könnte. Er hat den Stoff auf seine ganz eigene Art zu einem intensiven Kino-Erlebnis geformt.  Der Film weißt zwar in der CGI Technik einige Fehler auf, kann aber durch seine bildgewaltige Präsentation punkten. Die Macher haben einen reizvollen Mix aus mystischen Fantasy-Elementen und den menschlichen Konflikten geschaffen. Es ist den Produzenten gelungen eine der größten Geschichten der Menschheit eindrucksvoll in Szene zu setzen. Ästhetisch tolle Bilder und ein sehr präsenter Russell Crowe machen „Noah“ zu einem lohnenden Kinoerlebnis.

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