Freitag, 11. Juli 2014

In meinem Himmel







„Keiner merkt, wenn wir wirklich verschwinden. Ich meine den Moment, wenn wir wirklich beschließen zu gehen. Allerhöchstens spürt man ein Wispern oder eine verebbende Woge des Gewispers.“ (Susie Salmon)



Susie Salmon (Saoirse Ronan) ist 14 Jahre alt, als sie am 6. Dezember 1973 ermordet wird. Dabei sollte der Spaß im Diesseits doch gerade erst losgehen. Vor ihren Tod kommt sie ihren Schwarm Ray Singh (Reece Ritchie) näher und verabredet sich sogar mit ihm. Auch ihre Leidenschaft für Fotografie lebt sie begeistert aus. Dies soll allerdings alles enden, als sie ihrem Nachbarn George Harvey (Stanley Tucci) auf einem kahlen winterlichen Feld begegnet. Er lockt sie in einen unterirdischen Bunker unter dem Feld. In diesem Bunker wird Susie vergewaltigt und umgebracht. Seit ihren Tod beobachtet Susi das Geschehen aus dem Jenseits: Ihre Familie, die an dem ungeklärten Mordfall zu zerbrechen droht, ihren Jugendschwarm der langsam über sie hinweg kommt und ihren Peiniger selbst, der seine Spuren erfolgreich verwischen konnte, und eine neue Tat plant. So verbringt die Untote ganze drei Jahre an einem Ort, den sie den "blauen Horizont zwischen Himmel und Erde" nennt. 

„In Meinem Himmel“ basiert auf dem 2002 erschienenen Roman The Lovely Bones der amerikanischen Schriftstellerin Alice Seebold. Peter Jackson versucht sich wieder einmal an einer Roman Verfilmung. Doch das Familiendrama The Lovely Bones stellt ihn in mancherlei Hinsicht vor größere Herausforderungen. Alice Sebold beschreibt in ihrem Buch innere psychologische Prozesse. Diese sind in Bildern und Bewegungen  schwer darzustellen.  Also musste Jackson zwangsläufig das Innere immer wieder nach Außen kehren. Dies ist Jackson jedoch nicht immer gelungen. Er deutet zwar an, wie sehr Susies Eltern und ihre Geschwister mit der Trauer um die 14-Jährige zu kämpfen haben, aber Bilder findet er für ihren Kummer keine und setzt auf Szenen und Situationen, die alles plakativ nach Außen tragen. Durch diese Inszenierung nimmt er den Darstellern allerdings den Raum für Zwischentöne und Nuancen. Auch die grausame Tat des Nachbars veranschaulicht er nicht mit Bildern, zeigt aber mit einem blutigen Waschbecken und einem Rasiermesser wirkungsvoll deren grausame Konsequenzen. Der Regisseur räumt in diesem Film dem Mörder mehr Platz ein, um den Thriller-Aspekt stärker zu betonen. Auch das Bebildern der Zwischenwelt scheint einen großen Reiz auf Jackson ausgeübt zu haben, was bei der Filmografie des neuseeländischen Effekt-Junkies nicht überraschend ist. Ihm ist es mit CGI Technik gelungen eine großartige Zwischenwelt zu erschaffen. Diese wirkt je nach Stimmung der Hauptdarstellerin düster, kitschig oder surreal. Manchmal  wirkt der Himmel leider etwas zu kitschig. 



Abschließend ist zu sagen, dass Peter Jackson und Steven Spielberg einen soliden Fantasy-Thriller mit dramatischen Elementen inszeniert haben. Die Story legt einen richtig guten Start hin, nimmt danach aber leider ab. Erst als Susie mehr über die früheren Opfer erfährt und ihre Schwester ins Haus von George Harvey einbricht, kommt wieder Spannung auf. Der unscheinbare Serienkiller, gegeben von Stanley Tucci, liefert eine hervorragende Leistung als Wolf im Schafspelz ab. Allerdings konzentriert sich der Film so auf ihn, dass die anderen Nebenhandlungen irgendwie untergehen. Den Machern ist es gelungen die dramatische und sensible Geschichte in einer gut aufgearbeiteten Digitalwelt zu erzählen. Auch die düstere Seite des Films wurde gut zu inszeniert und in Szene gesetzt. Alles in allem ist „In meinem Himmel“ ein sehr interessanter Film, der zwar einige Schwachstellen aufweist, aber dennoch überzeugen kann.

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