"Also ich werde jetzt bis drei zählen, wenn Du
bis dahin nicht den Koffer geöffnet hast, bleiben von Deinem Gesicht nur noch
die Ohren übrig!"
Der
Film „Pulp Fiction“ verknüpft geschickt Episoden von Kriminellen, deren Wege
sich zufällig in Los Angeles kreuzen, miteinander. Die Story beginnt in einem
typisch amerikanischen Diner, dass das kleinkriminelle Pärchen Pumpkin (Tim
Roth) und Honey Bunny (Amanda Plummer) überfallen will. Blöd nur dass die
beiden an den Profigangster Jules (Samuel L. Jackson) geraten, der an einem der
Tische sitzt. Wäre es den beiden nur um die Brieftasche mit mehreren tausend
Dollar gegangen, hätten sie tatsächlich den großen Coup gelandet den sie sich
erträumt hatten, aber Pumkin will auch den schwarzen Aktenkoffer. Jules ist
nicht gewillt diesen Aktenkoffer herzugeben und dreht kurzer Hand den Spieß um.
Szenenwechsel: Profigangster Jules und sein Partner Vincent Vega (John
Travolta) sind auf den Weg zu einem Auftrag für ihren Boss Marcellus Wallace (Ving
Rhames). Bei ihrer Ausführung des Auftrages passiert jedoch ein Missgeschick
mit einer Geisel. Aus Versehen schießt Vincent ihrer Geisel in den Kopf und
verteilt die Gehirnmasse auf den Polstern des Autos. Um nicht weiter
Aufzufallen rufen sie den Profi-Cleaner Mr. Wolf (Harvey Keitel) an. Er soll
das Dilemma beheben. Episodenwechsel: Boxer Butch Coolidge (Bruce Willis) hat
andere Sorgen. Er hat einen Kampf an den Unterwelt-Chef Wallace verkauft, will
aber doppelt abkassieren und setzt bei einem Wettbüro viel Geld auf seinen
Sieg. Das macht Marcellus fuchsteufelswild, er will den Abtrünnigen auf der Stelle
umbringen lassen. Dies sind nur wenige Ereignisse die uns in dem Film begegnen.
1992
überraschte der Schulabbrecher Quentin Terantino mit seinem Erstlingswerk „Reservior
Dogs“. Dieser Film erhielt zu dieser Zeit aber nur wenig Beachtung von einigen
Kritikern. Aber mit „Pulp Fiction“ ebnete sich der Regisseur seinen Weg in alle
Munde. Der Film wurde 1994 schon als Kultfilm betitelt und angesehen und auch
heute ist es noch der beste und innovativste Film der Neunziger. „Pulp Fiction“
wurde mit der Goldenen Palme, das Drehbuch mit dem Oscar und dem Golden Globe
prämiert. Auch für Miramax, die Produktionsfirma der Gebrüder Weinstein,
bedeutete der Erfolg von Tarantinos Zweitlings Werk den Aufstieg in die A-Liga Hollywoods.
Er setzte durch seine intelligente und innovative Erzählweise, den ironisch
pervertierten Einsatz von Gewalt, ausgefeilten witzigen Dialoge, einen
erstklassigen Soundtrack, sowie einer grandiosen Darstellerriege neue Maßstäbe.
Er befasst sich mit drei bekannten Gangsterthemen die überraschend und neu
erzählt wurden. Diese Themen erzählt der Autor, Schauspieler
und Regisseur in einer episodenhaften Erzählung mit vertauschten
Zeitebenen. Am Anfang des
Zweieinhalb-Stunden-Trips werden zahlreiche, scheinbar zusammenhanglose
Storyfäden ausgeworfen und auf wundersame Weise fügen sie sich am Ende zu einem
logischen, homogenen Ganzen zusammen. Dabei spielt Tarantino mühelos mit
verschiedenen Zeitebenen, ohne aus dem Rhythmus zu kommen oder einen Verlust an
Plausibilität zu erleiden. Der Film begeistert nicht nur durch kultige, spritzige Dialoge, sondern
zudem durch einen fantastischen dramaturgischen Aufbau.
Quentin
Tarantino beförderte nicht nur sich selbst und die Produktionsfirma in die
A-Liga Hollywoods, sondern auch seine starke Besetzung. Terantino verschaffte John Travolta wie nebenbei sein Comeback und
die Rolle seines Lebens als Vincent Vega. Bruce Willis hatte als Boxer Butch
einen seiner amüsantesten Kinoauftritte und für Uma Thurman und Samuel L.
Jackson bedeuteten ihre Rollen als Gangsterbraut bzw. Psalmen aufsagender
Hitman den Aufstieg in Hollywoods Topliga. Mit
„Pulp Fiction“ schuf Quentin Tarantino die Mutter aller ‘Kultfilme’, indem er
philosophische Profikiller, abgebrühte Boxer, perverse Entführer und eine
verführerische Gangsterbraut in eine wahnwitzige Geschichte schmiedete. Tarantino
konnte hier seine größte Stärke, geniale Dialoge zu schreiben die sich aber
eigentlich um vollkommene Nichtigkeiten drehen, komplett ausnutzen und schaffte
somit den wohl meist zitierten Film aller Zeiten. Es ist ihm einfach gelungen
seinen Charakteren eine gewisse Vielschichtigkeit einzuhauchen, die sie in der
Filmwelt einzigartig und unvergesslich werden lassen. Auch die Protagonisten
haben zu dem großen Erfolg beigetragen, denen man die Spielfreude in diesem
Episoden- und Ensemble-Film anmerkt. Bis heute hat „Pulp Fiction“ nichts von
seinem einzigartigen Charme, Witz und Originalität verloren.
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